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HESSISCHER GRÜNDERPREIS  SPEZIAL

Nachfolge

Nachfolger:in trifft Gründer:in
Was wissen wir aktuell über Nachfolge in Deutschland/Hessen?
Zahl der zu übergebenden Unternehmen steigt
Nach aktuellen Schätzungen des IfM Bonn (IfM Bonn, 2022) steht im Zeitraum von 2022 bis 2026 in rund 190.000 Familienunternehmen die Übergabe an. Das sind ca. 38.000 Übergaben pro Jahr. Fast die Hälfte aller Übergaben werden im Bereich der Unternehmensbezogenen Dienstleistungen, gefolgt vom Produzierenden Gewerbe und dem Handel stattfinden. Der Bedarf wird in den nächsten Jahren noch zunehmen, da die Anzahl der Unternehmen mit älteren Inhabenden kontinuierlich steigt (KfW Nachfolgemonitor, März 2023)
Hessen ist unter den TOP 5 der meisten Nachfolgen
Auch zwischen den Bundesländern bestehen deutliche Unterschiede bei den Nachfolgen. In Nordrhein-Westfalen, dem Bundesland mit dem größten Unternehmensbestand, sind die meisten Übergaben zu erwarten, die wenigsten im Stadtstaat Bremen. Auf Westdeutschland entfallen 83,5% und auf Ostdeutschland (einschließlich Berlin) 16,5% der anstehenden Übergaben. Die TOP 5 Bundesländer mit den meisten anstehenden Nachfolgen zwischen 2022 und 2026 sind: NRW 39.900, Bayern 34.900, Baden-Württemberg 27.300, Niedersachsen 17.400 und Hessen 14.600 (Fels et al., 2021).
Was sind die größten Herausforderungen und Hürden?
Nachfolgelücke wächst
Im Vergleich zu den letzten Schätzungen des IfM Bonn (Kay et al., 2018), ist die Anzahl der Übergaben stark angestiegen. Ein Hauptgrund ist der demografische Wandel, d.h. die Alterung der Unternehmer:innen, die sich in den kommenden Jahren aus der Geschäftsführung zurückziehen. Die steigende Anzahl an übergabereifen Unternehmen zieht wiederum einen höheren Bedarf an Nachfolgenden nach sich. Die ausgeprägte Nachfolgelücke wird dazu führen, dass Nachfolge häufiger scheitern werden. Die KfW prognostiziert, dass dies in naher Zukunft voraussichtlich jeden vierten Nachfolgewunsch treffen wird.
Zu wenig interessierte Nachfolgende
Und hier zeigt sich die größte Problematik: es stehen zu wenige interessierte Nachfolgende zur Verfügung (KfW Nachfolgemonitor, 2023; Lochmüller, 2023). Potenzielle Nachfolgende haben aufgrund des guten Arbeitsmarktes (z.B. wegen des Fachkräftemangels) viele Möglichkeiten und können sich den Job aussuchen (z.B. entweder angestellt oder als Nachfolgende).
Nachfolge noch keine gleichwertige Alternative zur Neugründung
Aus den o.g. Gründen ist es von besonderer Bedeutung, die Nachfolge als attraktive Karriere-Perspektive auch in den jüngeren Generationen weiter aufzubauen und zu etablieren, z.B. mittels Roadshows oder Veranstaltungsreihen (IHK Mittelhessen, IHK Kassel). Gerade die jüngeren Generationen sind immer noch stärker an einer Neugründung interessiert.
Matching schwierig
Als weitere Schwierigkeit wird das Zusammenfinden zwischen Unternehmen und Nachfolgeinteressierten genannt. Es mangelt an Ansprechpartnern und überregionalen Netzwerken (KfW Gründungsmonitor, 2023). Voraussichtlich wird jede vierte anstehende Nachfolge deswegen nicht zustandekommen (Köhler-Geib, 2023).
Wie sieht die Situation in Hessen aus und was sind Lösungen?
In Hessen steigt die Zahl der Nachfolgeinteressierten
Während der Mangel an geeigneten Nachfolger:innen in Deutschland die größte Hürde in der Nachfolge darstellt (KfW Nachfolgemonitor 2023), ist Nachfolge in Hessen das Zukunftsthema: die Anzahl der Bewerber:innen in dieser Kategorie beim HGP hat sich mehr als verdoppelt (Gründungsökosystem Hessischer Gründerpreis 2022)
Mehr Frauen in der Selbständigkeit
Auch der Anteil an Frauen, die entweder selbst gründen oder nachfolgen wollen, ist in Hessen in den letzten Jahren gestiegen (Gründungsökosystem Hessischer Gründerpreis, 2022). Auch dieser Trend ist deutlich positiver als die deutschlandweite Entwicklung der Gründungszahlen, die eine sinkende Anzahl Frauen offenbaren (KfW Gründungsmonitor, 2022).
Nachfolge aktiv unterstützen!
„Die demografische Entwicklung und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen machen es unabdingbar, Unternehmensnachfolge als Alternative zur Neugründung zu positionieren und Nachfolgeinteressierte und Unternehmen aktiv zusammenzubringen. Dafür sollten innovative Formate mit praxisnahen Inhalten für alle Nachfolgebeteiligten entwickelt werden“. (Prof. Dr. Birgit Felden, Nachfolge in Deutschland)
Prof. Dr. Simone Chlosta

Verfasserin

Prof. Dr. Simone Chlosta

KIZ SINNOVA gGmbH


Simone Chlosta ist Professorin für Wirtschaftspsychologie und Entre­preneurship an der FOM Hochschule in Frankfurt. Sie leitet zudem bei KIZ SINNOVA gGmbH das Projekt für Inclusive Entrepreneurship, das sich für diskriminierungsfreie Gründungen einsetzt und insbesondere Female und Newcomer Entrepreneurs unterstützt.
„Der Hessische Gründerpreis ist ein wichtiger Baustein im hessischen Gründungsökosystem. Hier werden Gründerinnen und Gründer sowie Nachfolgerinnen und Nachfolger vernetzt, erhalten Sichtbarkeit und lernen Mentoren sowie mögliche Investoren kennen. Die erfolgreichen Gründer:innen und Nachfolger:innen, unsere Finalist:innen, agieren wiederum als Vorbilder für die zukünftigen Gründer:innen bzw. Nachfolger:innen der nächsten Jahre.“